Geschichte

Am Beispiel des Rohräckerschulzentrums in Esslingen kann man alle wesentlichen Schritte in der Entwicklung des Sonderschulwesens in Baden-Württemberg gut nachvollziehen. Seine Gründung fällt in eine Zeit, in der im Rahmen der umfassenden Bildungsreformen der sechziger und siebziger Jahre auch das Sonderschulwesen seinen gewaltigen Ausbau erfahren hat. 
Erst die flächendeckende Einführung des differenzierten Sonderschulwesens im Rahmen des „Gesetzes zur Vereinheitlichung und Ordnung des Schulwesens“ in der Mitte der sechziger Jahre hat allen behinderten Kindern und ihren Eltern einen sicheren Weg zur schulischen Förderung eröffnet.
Anfang der 70er-Jahre musste eine bauliche Lösung für die bis dahin völlig unzureichend untergebrachten verschiedenen Sonderschulen gefunden werden. Nach einer langen Phase der Meinungsbildung und Bündelung der Kräfte beschlossen schließlich die Kreistage der Landkreise Esslingen und Göppingen sowie der Gemeinderat der Stadt Esslingen gemeinsam einen Schulneubau zu erstellen, der die materiellen und pädagogischen Bedürfnisse der verschiedenen Schulen auf lange Sicht befriedigen sollte:

Die Rohräckerschule! – Die damalige Esslinger Förderschule, Schule für Sprachbehinderte, Schule für Geistigbehinderte mit ihren Standorten Sirnau, Wernau und Plattenhardt, die Schule für Körperbehinderte mit den Standorten Göppingen und Bernhäuser Forst, fanden im Sonderschulzentrum Rohräckerschule eine neue Heimat, ebenso die Sonderschulkindergärten für Geistigbehinderte, für Sprachbehinderte und für Körperbehinderte.

Die heutige Schule für Kranke mit ihren vielfältigen Unterrichtsangeboten in den Krankenhäusern im Landkreis Esslingen war auch schon in der Planung, wurde aber von der Förderschule aus mitorganisiert. Der Verein Lebenshilfe mit seinem Hort für die zu jener Zeit nicht zum Schulbesuch zugelassenen Kinder und Jugendliche, sowie die von ihm betriebene mobile Frühförderung für Kleinkinder, fanden ebenfalls Platz.

Neben der gemeinsamen Verwaltung, Hausmeisterei, Schülermensa, Medien- und Lehrmittelverwaltung konnten weitere Synergie-Effekte realisiert werden: 
Alle Einrichtungen nutzen die heute noch vorbildliche Infrastruktur: Lehrschwimmbecken, Therapiebad, Trampolinraum, dreiteilige Großturnhalle und Sportplatz, und ermöglichen für alle Kinder und Jugendlichen eine intensive Bewegungserziehung.
Aus der Überzeugung, dass Schule auch Lebensraum für die heranwachsende Generation sein soll, wurden alle Schulen als Ganztagesschulen geführt. Weitläufige Außenbereiche, der Erfahrungs- und Erlebnisgarten, Schulmensa, Schülerbibliothek, großzügige Werk-, Musik- und Rhythmikräume sind wichtige pädagogische Voraussetzungen. 
Im Audiometrieraum können frühzeitig Beeinträchtigungen des Hörvermögens erkannt werden.

Alle 8 Einrichtungen sind autonom, finanziell und rechtlich selbstständig und damit überschaubar. Die räumliche Untergliederung des Schulgebäudes mit abgegrenzten Schulbereichen stützt die gewollte „Vielfalt in der Einheit“. Gemeinsame Gremien wie die Schulleiterkonferenz mit wechselndem Sprecher, und schulübergreifende Arbeitsausschüsse zur Planung und Umsetzung gemeinsamer Ziele im Schulareal sind Garanten für eine demokratische und lebendige Fortentwicklung der Rohräckerschule.

2016    Aus den Sonderschulen werden Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren mit jeweils unterschiedlichen Förderschwerpunkten:

Mit dem Beginn des Jahres 2016 hat die Landesregierung in Baden-Württemberg die Sonderschulen zu Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren umbenannt. 
Die Weiterentwicklung und Ausweitung der über Unterricht hinausgehenden Aufgabenbereiche in den letzten Jahren sollte nun auch durch die neue Namensgebung nach außen hin dokumentiert werden.

Beratung, Diagnose und Unterricht sind die zentralen Aufgaben der Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ). 

Diese führen je nach Förderschwerpunkt alle Bildungsgänge der allgemeinen Schulen. Sie unterscheiden sich nach den Förderschwerpunkten Lernen, geistige Entwicklung, Hören, körperliche und motorische Entwicklung, Sehen, Sprache, emotionale und soziale Entwicklung sowie Schülerinnen und Schüler in längerer Krankenhausbehandlung und orientieren sich in ihrer Arbeit an eigenen Bildungsplänen sowie, entsprechend der Bildungsgänge, an den Vorgaben der jeweiligen Bildungspläne der allgemeinen Schulen.

Die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren mit den Förderschwerpunkten Lernen und geistige Entwicklung bieten eigenständige Schulabschlüsse an.

Die SBBZ stellen darüber hinaus Beratungs- und Unterstützungsangebote sowie Bildungsangebote an allgemeinen Schulen zur Verfügung.

Zwischen den Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren und den allgemeinen Schulen gibt es ein breites Spektrum an Kooperationen. Es reicht von inklusiven Bildungsangeboten und kooperativen Organisationsformen des gemeinsamen Unterrichts an den allgemeinen Schulen über Begegnungsmaßnahmen von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Behinderung bis hin zu Beratung und Unterstützung durch Lehrkräfte des Sonderpädagogischen Dienstes.

Am Rohräckerschulzentrum sind insgesamt 5 Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren mit 4 Beratungsstellen und 3 Schulkindergärten unter einem Dach angesiedelt. Dies bietet die Chance einer engen Kooperation und des fachlichen Austausches.

Am Rohräckerschulzentrum:
SBBZ mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung
SBBZ mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung
SBBZ mit dem Förderschwerpunkt Schülerinnen und Schüler in längerer Krankenhausbehandlung
SBBZ mit dem Förderschwerpunkt Lernen
SBBZ mit dem Förderschwerpunkt Sprache